Janinas Bericht über die Tierheimhunde, besonders jetzt Lucky hat in mir viel Nachdenken ausgelöst.
Ich stelle es mir sehr schwierig vor, einem fremden Hund, den ich nur gelegentlich sehe unerwünschtes Verhalten abzugewöhnen und etwas "Schliff" reinzubringen.
Mir ging durch den Kopf, dass wir hier vielleicht einmal Erfahrungen mit Körpersprache, Körpereinsatz mitteilen könnten.
Es geht mir darum, dass grad bei so eingefleischten unerwünschten Handlungen oft der Versuch der Unterbindung mit einem endlosen "nein, neeeiin neeeeeiiiiin" "aus, aaauus, aaaaauuus" begleitet wird. Das ist oft ganz automatisch, ich kann das gut nachvollziehen. Bloß leider nutzt sich das gnadenlos ab.
Durch Toms Taubheit musste ich andere Wege gehen. Er hatte endlose Macken. Ich wurde sehr gefordert, aber mir fiel auch eine Menge ein. Manches kam von selbst wie ich im Nachhinein so rekapituliere.
Ich würde ganz ernsthaft bei so hibbeligen, hartnäckigen Hunden grad anfangs mal ab und an so tun als ob er taub ist, mich nicht versteht, ich also gezwungen bin mit meinen Gesten, meinem Körper zu arbeiten, ihn so von einem anderen Weg zu überzeugen. Was haltet ihr davon? Ich kann mir vorstellen, dass es wirksamer ist als endlose Kommandos.
Es gibt ja viele Möglichkeiten sich körperlich mitzuteilen. Jeder hat hier sicher so seine Erfahrungen gesammelt.
Es ist schwierig Körpersprache zu erklären.
Ich versuche es mal.
Anspringen bei Begrüßung:
- Schritt zurück
- Schritt zur Seite
- Wegdrehen
- Rechtzeitig runterbeugen
Anspringen in der Bewegung/Spiel
- Wegdrehen, Ellenbogen anwinkeln, mit der anderen flachen Hand dem Hund ein "Stop" Zeichen zeigen
- Bein stellen
- Knie rausdrehen
Schnappen als Aufforderung evtl. auch als Übersprungshandlung
- Hand / Arm entziehen, ruhig stehenbleiben bis Hund ebenfalls ruhig ist
- Schnauze wegdrücken, Abbruchsignal geben
An Kleidung zerren
Da fällt mir ehrlich gesagt nicht viel ein. Wegdrehen kann für die Kleidung sehr kontraproduktiv sein...
Höchstens die Zähne lösen und dem Hund ein erneutes Nähern unmöglich machen. Vielleicht den Fuß auf die Leine stellen? Stopzeichen (das wird i.d.R. gut verstanden/gedeutet)
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Bei hörenden Hunden würde ich definitiv auf ein gut sitzendes Abbruchkommando setzen, leider hab ich das mit Kaya noch nicht richtig geübt, habe jetzt aber endlich eine "Methode" gefunden, die mir zusagt und so werde ich das auch trainieren. Wenn sich Nein und Aus und Lass das! ständig wiederholen und abwechseln, dann ist klar, dass der Hund auch nicht versteht, worums geht.
Dadurch, dass ich im Umgang grundsätzlich ziemlich leise spreche, ist ein lautes HEY! für Kaya auch ein Abbruchkommando. Glücklicherweise muss ich das nicht oft nutzen und so nutzt es sich auch kaum ab, aber natürlich muss ich darauf achten und je öfters ich laut werde, umso eher registriert sie das gar nicht mehr als "nicht-normal".
Mit tauben Hunden habe ich keine Erfahrung.
Spüre ich Zähne, dann schreie ich, als ob ich geschlachtet würde, das hilft zumindest im Moment, die Hunde sind perplex.
Grundsätzlich wäre es mir sehr wichtig, einen solch aufgedrehten Hund entspannen zu können, der Rest ist ja eigenlicht nur Symptombekämpfung.
Unser normaler "Abbruch" funktioniert nicht immer, so können folgende Situationen entstehen (nachdem ich das verbale Signal einmal genannt habe):
Nicht Ausgeben von Spielzeug:
– Ich zähle bis drei (Kaya kennt das Spiel sehr gut) und löse dann den Fang mit meinen Händen – meist lässt sie bei zwei los
– Ich geh runter auf ihre Höhe und fixiere, worauf sie relativ rasch ablässt.
Anspringen bei Begrüssung (Problem nur bei anderen Menschen und nicht aus Freude):
- Ich fixiere sie mit meiner Hand am Halsband, sodass sie nicht hochspringen kann. Bei Besuch muss sie zusätzlich zum Geschirr ein HB tragen, da ihre Schnellkraft enorm ist und sie zuviel Freiraum hat, wenn ich sie nur am Geschirr fixiere. Dabei ist zu beachten, dass ich hier die Ursache beheben muss und das Anspringen ein reines Symptom der Territorialität ist (oder so... Sie machts jedenfalls, wenn sie jemanden vertreiben will). Ich will auf keinen Fall, dass Besucher ihre Knie oder Ellbogen einsetzen.
Anspringen im Spiel:
- Wird sie wirklich masslos, dann kriegt sie auch mal einen Bodycheck (ohne Ellenbogen oder Knie, sie fliegt einfach). Kaya springt dann auf Höhe des Oberkörpers in den Menschen, ich bemerke jeweils ihre Absicht früh genug. Sie tut das nicht mehr bei mir, oder wenn sie einfach überdreht ist, es ist echt ne fiese, blöde Macke.
– Ich richte mich auf (Körper nach vorne), mach mich gross und gehe einen grossen Schritt auf sie zu.
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Zitat von Langbein
Grundsätzlich wäre es mir sehr wichtig, einen solch aufgedrehten Hund entspannen zu können, der Rest ist ja eigenlicht nur Symptombekämpfung.
Der ist gut , meist muss man allerdings mit Symptomen anfangen. Meine Fea hat 3 Jahre gebraucht um sich richtig entspannen zu können. Zwischendurch haben wir alles gehabt - rennen, anspringen, beissen, jammern, bellen - you name it.
Bodychecks haben sie wirklich auf Hochtouren gebracht, dann konnte sie nicht mehr aufhören anzuspringen. Hat sie es nicht geschafft an mich zu kommen, hat sie gebissen. OK, sie ist ein Sonderfall, sie ist tatsächlich hyperaktiv. Aber mit hyperaktiven Hunden kommt man nicht weit, wenn man nur Stimme oder Bodychecks anwendet. Das regt sie nur zusätzlich auf. Das klappt dafür sehr gut mit "normalen" Hunden.
Ich weiss nicht, ob meine Erfahrung mit Fea jemandem etwas bringt. Hier ist im Allgemeinen was ich gemacht habe:
1. Freiheit einschränken, in jeder Form. Bewegungsfreiheit durch anleinen und - wenn es nichts gebracht hat - durch umarmen und stillhalten. Vorschreiben, was sie tun muss durch Anweisungen. Zum Teil wurde sie ausschliesslich für stillhalten belohnt, erstes Kommando dass sie gelernt hat war "bleib".
2. Abstand halten. Ich habe meine Individualdistanz zu Fea vergrössert und verlangt, dass sie es immer respektiert. Streicheln gab es nur wenn ich sie gerufen habe und sie still halten konnte.
3. Feste Rituale einführen. Nein, Tagesablauf war nicht gleich, das habe ich variiert (geht nicht anders), aber Ausgehen, Essen, Schlafengehen, Pausen, Spielen, Schlafen - das war alles steif geregelt.
Es entspricht nicht meinem Charakter so mit einem Hund umzugehen und hat mich am Anfang irrsinnig viel Kraft gekostet. Aber schrittweise hat sich Fea doch geändert. Zu meinem Erstaunen am meisten hat mir Individualdistanzvergrösserung gebracht. Fea hat das am schnellsten verstanden. Rituale haben sie beruhigt, auch meine ständige Anweisungen, was sie tun soll, haben ihr eindeutig Sicherheit gegeben.
Sie ist für Sprache wenig empfänglich, besonders, wenn sie aufgeregt ist. Aber wir haben ein Abbruchsignal, oder eher zwei. Das erste hat sie als Welpe zufällig verinnerlicht. Meine damals zwei Katzen haben gerauft und ich habe wie üblich "Pschht" benutzt. Katzen sind weggelaufen und Fea hat mich mit grossen Augen angeschaut. Seitdem hört sie sofort auf mit dem, was sie gerade macht, wenn ich Pschhht sage. Das nutze ich natürlich schamlos aus.
Das zweite Signal ist "nein", ruhig aber bestimmend gesagt. Das hat sie bei Leinenführigkeitsübungen gelernt. "Nein" hat bedeutet, dass sie das Ende der Leine erreicht hat und keinen Schritt mehr machen kann. Das dauerte und ist nicht so zuverlässig.
Körpersprache - langsame Bewegungen, Ruhe ausstrahlen, nicht bedrohlich wirken.
Barbara
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Zitat von tsatukZitat von Langbein
Grundsätzlich wäre es mir sehr wichtig, einen solch aufgedrehten Hund entspannen zu können, der Rest ist ja eigenlicht nur Symptombekämpfung.
Der ist gut , meist muss man allerdings mit Symptomen anfangen. Meine Fea hat 3 Jahre gebraucht um sich richtig entspannen zu können. Zwischendurch haben wir alles gehabt - rennen, anspringen, beissen, jammern, bellen - you name it.
Bodychecks haben sie wirklich auf Hochtouren gebracht, dann konnte sie nicht mehr aufhören anzuspringen. Hat sie es nicht geschafft an mich zu kommen, hat sie gebissen.
Ich meinte, ich würde die Entspannung priorisieren (sollte nicht lächerlich klingen), klar muss man sich trotzdem zu helfen wissen, wenn der Hund denn so hochdreht.
Stimmt, das mit dem Bodychecks ist ein zweischneidiges Schwert, auch bei uns. War sie "in der Laune", dann durfte ich keine Anzeichen zum Bodycheck machen, der kam dann urplötzlich unerwartet und ja, auch mal ziemlich heftig (ihre waren auch sehr heftig). Grundsätzlich aber liesse sie sich mit Bodychecks belohnen, denke ich, man muss dafür nur genug früh in Stellung gehen . Gebissen hat Kaya nie und als hyperaktiv würd ich sie auch nicht bezeichen, ich denke, es ist halt schon sehr abhängig vom Hund, wie "heftig" man Körpersprache einsetzt. Ich mach das nur, wenn sie gegenüber mir zu heftig wird und auf mein Signal nicht aufhört, in anderen Situationen darf ich nicht mal annähernd bedrohlich wirken. Wir haben kein Problem mit diesen eher seltenen Situationen, ansonsten würde ich das vielleicht anders angehen. Kaya hat mich schon zu oft verletzt, ich brauchte ne "Strategie", wie ich sie davon abhalten konnte, mir unvermittelt in den Kopf zu knallen, eine bewusstere Körpersprache hat geholfen.
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Ich habe viel mit Abblocken gemacht. Wenn Lotta meint, sie muss jetzt voll in mich reinrennen, gut, dann rempel ich zurück. Das versteht sie sehr gut und nimmt es auch überhaupt nicht krumm. Ich habe immer das Gefühl, das ist einfach ihre Sprache, die sie auch selbst einsetzt. Bei Wolli bringt das null, der würde ja am liebsten in mich reinkrabbeln, wenn er aufgeregt ist, da ist jedes bisschen Körperkontakt eher noch Belohnung. Außerdem tue ich mich bei dem kleinen Wollkopf da auch etwas schwerer. Lotta ist groß und hat Kraft, da hat das was von Notwehr, aber bei Wolli? Da komme ich mir immer so gemein vor.
Allerdings geht das auch alles nur, wenn sie nicht überdreht ist. Das ist halt immer ein bißchen der Knackpunkt, wenn Lotta richtig durchdreht, also das volle Programm mit Fiepsen, Jaulen, Hüpfen, Rennen, Kläffen, dann greift bei ihr gar nichts mehr. Wir hatten's jetzt auch wieder bei einem Spaziergang am Wochenende in fremdem Gebiet mit viel Wasser überall, da kann man machen was man will, es ist einfach nur die Hölle und man kann nur sehen, dass man das ganze irgendwie zügig und möglichst ruhig beendet.
Ansonsten gibt's bei uns noch "Feierabend" zu Hause, das ist ihr Singal, dass ich mich jetzt Null um sie kümmern werde, egal was sie macht und Abbruchsignal kann sie auch gut. Aber es ist halt bei allem das selbe, man muß schauen, ob sie überhaupt in der Verfassung ist, darauf zu reagieren. Wenn nicht, dann kann man alles knicken und nur versuchen, die ganze Situation zu beenden.
Nina mit der weltbesten Schäferlotta und Wolli dem Schlabberwocky
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„Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling. Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu.“
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Zitat von Langbein
Ich meinte, ich würde die Entspannung priorisieren (sollte nicht lächerlich klingen), klar muss man sich trotzdem zu helfen wissen, wenn der Hund denn so hochdreht.
Entschuldige, Desi, ich wollte keine Kritik üben. Deine Beschreibung stimmt und wenn es möglich wäre, würde ich auch Entspannung als Priorität setzen. Aber der liebe Gott hat mir Fea beschert und bei ihr war alles anders als normal.
Fea war nicht nur hyperaktiv, sie war auch Adrenalinjunkie. Wenn alles ruhig war, hat sie sich selbst auf Hochtouren gebracht, meist durchs Rennen. Sie hatte auch Stereotypien im Ansatz gezeigt, wobei eigenen Schwanz jagen war noch harmlos. Aufmerksamkeitsspanne hat ursprunglich vielleicht 1 Sekunde betragen, es war unmöglich mit ihr zu arbeiten.
Ähnlich ist es manchmal mit TH Hunden, die schon tief in Stress gerutscht sind. Dann muss man wirklich manchmal wochenlang auf Entspannung warten oder Entspannungsmittel einsetzen. Sonst ist Training unmöglich.
Zu Fea´s Welpenzeit gab es nur DAP und DAP-Stecker haben wir immer im Haus eingeschaltet gehabt. Trotzdem dauerte die schlimmste Phase 6 Monate lang, erste Läufigkeit hat sie weitgehend beruhigt. Sie wurde ansprechbar.
Barbara
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