Abruf

#1 von Nina , 04.05.2012 16:37

Wie muss bei Euch der Abruf aussehen?

Ich bin ja von Lotta gewöhnt, dass sie sich reflexartig herum schmeißt und angerannt kommt. Bei Wolli ist das ganze total anders. Er registriert, dass ich ihn gerufen habe. Er überlegt, ob es sich lohnt, zu kommen oder ob er noch ein bißchen an diesem Grasbüschel da schnüffeln sollte und dann kommt er. Oder auch nicht, aber in der Regel kommt er schon.

Nun habe ich immer das Gefühl: er ist gar nicht abrufbar, weil es irgendwie so laaaaange dauert, bis er reagiert. Wie laaaaange darf ein Hund herum trödeln, bevor er sich bequemt zu kommen? Würde Lotta so langatmig auf Abruf reagieren, ich würde sie nicht von der Leine lassen. Aber Wolli kommt durchaus. Gefühlte Stunden später. In Wirklichkeit ist es vielleicht mal eine Minute, eher weniger. Aber wenn man an Sekundenbruchteile gewöhnt ist, dann ist das komsich.

Auch hat er noch nicht einmal Anstalten gemacht, sich vom Acker zu machen. Trotzdem habe ich ihn meist an der Schleppe, weil das Gefühl so komisch ist. Und auch, weil er immer hinter mir läuft und ich ihn so nicht vernünftig im Auge habe. Als Kontrollfreak ist mir das unheimlich. Zumal ich ja auch die Lotta im Auge haben muß und die läuft vor mir.

Wolli kann in Ruhe eine frische Wildspur abschnüffeln und dann zu mir kommen. Lotta schüffelt in Ruhe eine frische Wildspur ab und ist dann futsch. Sie muß ich am Anfang haben oder ich habe sie gar nicht. Bei Wolli ist es irgendwie umgekehrt. Er muß das, was er da gerade macht, noch mal eben schnell zu Ende machen und dann kommt er. Er hat mich nicht vergessen, es ist, als ob er noch kurz die Hand hochhält und "warte mal kurz, bin gleich da" sagt. Das ist irgendwie so ... anders. Man könnte auch sagen: der Hund ist nicht abrufbar. Aber vielleicht ist er es doch, nur irgendwie ... anders.

Nun ist Wolli ja nicht gefährlich. Er ist zwar ein furchtbarer Tutnix und ich bin natürlich bemüht, ihn nicht seinen Tutnixaktivitäten nachgehen zu lassen, aber selbst wenn er mir mal entwischt, ist das nur peinlich und sonst nix. Auch ist er sehr bemüht, nicht verloren zu gehen. Ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass er sich auf einen ausgedehnten Jagdausflug begibt. Und heute war er ja sogar von einem flüchtenden Reh abrufbar, während die Lotta in der Schleppe hing. Er rennt also nicht mal mit der Lotta mit, wenn er dafür sein Leckerli verpassen würde.

Trotzdem bin ich mir nie sicher, ob ich ihn jetzt offline laufen lassen soll oder nicht.


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RE: Abruf

#2 von Fino , 04.05.2012 20:22

Schwierig. Ich sehe schon die Gefahr, dass es der Hund im Endeffekt mal ausnützt, wenn er auf Abruf nicht direkt kommen muss.
Ich persönlich hätte kein Problem damit, wenn er mal nicht ziemlich zügig kommt, aber dauernd fände ich nicht ok. Ich würde es vielleicht so machen, dass ich ihn vermehrt in Situationen, wo er nicht so beschäftigt ist, immer mal wieder abrufe und großes Kino veranstalten, wenn er flott kommt. Und wenn es irgendwie geht, würde ich ansonsten darauf achten ihn entweder nicht abzurufen, wenn er zu beschäftigt ist (sofern möglich natürlich) und ansonsten doch auf eine zügige Ausführung achten.


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RE: Abruf

#3 von Langbein , 04.05.2012 20:27

Kaya muss auch immer erst mal überlegen. Das kann durchaus dauern, wenn auch bestimmt keine Minute. Das ist ok für mich, ich staune immer wieder, wielange sie erst noch gucken muss, bevor sie sich umdreht. Aber im Normalfall (nix Wild) kann ich darauf zählen, dass sie sich innerhalb einiger Sekunden rückorientiert, auch wenns nicht immer so aussieht. Für "Notfall"-Situationen nutze ich ein Superduper-Signal, dann könnte man meinen, sie sei ein Schäfer, so wie sie aufm Absatz kehrt macht ;o)


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RE: Abruf

#4 von Nina , 04.05.2012 22:10

Zitat von Fino
. Ich sehe schon die Gefahr, dass es der Hund im Endeffekt mal ausnützt, wenn er auf Abruf nicht direkt kommen muss.



Oh, das definitv. Wolli nutzt jeden Moment aus, den man nicht aufpasst. Aber genau das ist unter'm Strich ja der Punkt. Abruf kann ich nicht erzwingen. Im Endeffekt ist man immer darauf angewiesen, dass der Hund aus welchen Gründen auch immer von sich aus kommt. Es gibt eigentlich keine Form von "Strafe", die ich da einsetzen könnte. Wenn ich ihn anleine, dann macht ihm das nichts aus, denn er hat nicht dagegen, neben mir her zu laufen. Das macht er die meiste Zeit von alleine. Wenn ich ihn stehen lasse und mich verstecke, dann folgt er gezielt meiner Spur und hat mich dann natürlich auch sofort. Für Leckerli kommt er schon ziemlich gut. Außer er hat Hundepipi entdeckt, dann ist ihm alles schnurz und er muss fertig schnüffeln.

Wolli hat einen ziemlichen "Rudelanhangstrieb" nenn' ich's jetzt mal. Er klebt entweder an mir oder an Lottas Puschelpo. Zwischendurch schnuppert er Grasbüschel ab und dann bleibt er schon mal zurück und lässt sich schelcht "nachrufen". Sobald er mit schnüffeln fertig ist, kommt er von alleine.

Vielleicht ist es auch ein bißchen Wollis Alter, dass mich da einiges überlegen lässt. Oder seine Art generell. Er ist ein Hund, der gut in der Lage ist, Situationen einzuschätzen. Er reagiert nie kopflos. Er denkt und entscheidet. Ich denke, er wird sich immer dafür entscheiden, uns nicht zu verlieren. Er war noch nie außer Sichtweite und eigentlich lässt er auch keine großen Abstände aufkommen. Vielleicht 20 m oder so, mehr nicht, dann kommt er sofort nach.

Bei Wolli habe ich immer das Gefühl, dass er sich um sich selbst kümmern kann und schon weiß, was für ihn gut ist. Da passe ich nur auf, dass er nicht irgendwelchen Leuten hinterher rennt oder fremde Hunde in Tutnixart belästigt. Aber weglaufen und verloren gehen, da habe ich bei ihm immer das Gefühl, dass er sich da selbst drum kümmern kann.

Mir ist schon klar, dass das ein Risiko ist. Wenn man da einmal falsch liegt, kann das ausreichen. Aber anderseits ist er ja nun schon echt ein alter Hund und ich habe null Ahnung, wie lange er überhaupt noch hat. Auch hat er vermutlich sein Leben lang seine eigenen Entscheidungen getroffen, daher wird das nicht so einfach sein, ihn nun davon zu überzeugen, dass zu lassen. Vielleicht ist es ja total falsch, aber bei Wolli denke ich oft, der braucht ein bißchen seine Freiheit und Eigenständigkeit, während die Lotta ja genau das überhaupt nicht will.

Man kann mit Wolli auch nicht trainieren, wie mit der Lotta. Er macht etwas vielleicht ein oder zweimal und dann geht er einfach, weil's ihm zu doof ist. Auch dieses ganze "zusammen arbeiten" ist ihm fremd. Er macht zwar schon gerne was mit mir zusammen, aber dabei macht er alles auf seine Weise, während Lotta ja immer wissen will, ob sie es richtig macht.

Vielleicht ist es ein bißchen wie bei Katzen. Die lässt man auch draußen herum laufen, obwohl sie nicht hören. Man vertraut darauf, dass sie schon wieder nach Hause kommen und geht das Risiko ein, dass ihnen doch was passiert. Ich glaube, so ähnlich ist das auch bei Wolli, dass ich ihm eigentlich zutraue, dass er schon aufpasst, nicht verloren zu gehen. Aber da sträubt sich dann das ganze eingebläute verantwortungsvolle Hundehalterverhalten dagegen, dass man sowas auf gar keinen Fall machen darf.


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zuletzt bearbeitet 04.05.2012 | Top

RE: Abruf

#5 von Fino , 05.05.2012 09:09

Das Alter habe ich, ehlrich gesagt, gar nicht berücksichtigt. Ich bin mit meinen alten Hunden schon nachsichtiger, kenne die aber natürlich auch schon ewig. Ich denke, verlasse Dich ruhig auf Dein Bauchgefühl.


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RE: Abruf

#6 von tsatuk , 05.05.2012 10:57


Nina, du hast dir einen HSH zugelegt .
Keiner meinen Dos kommt angerannt wenn ich rufe, sie müssen immer etwas zu Ende bringen - Schnuffeln, Buddeln, Schauen, you name it. Aber keiner meinen Dos lässt zu, dass ich ihm aus dem Blickfeld verschwinde. Ich habe immer den Eindruck, dass sie Mordsspass daran haben abzuwarten, bis ich fast weg bin und dann mit riesem Karacho mir nachzugallopieren. Wenn ich mal verlange der Hund soll bitte JETZT kommen, kriege ich den Blick "Spielverderber" und einen langsam in meine Richtung schleichenden, traurigen Wuffel.
Deswegen darf ich dir nichts raten. Ich lasse meine Dos meist in Ruhe und mache Theater, wenn der eine oder andere zufällig bei mir ankommt. Da wird gekuschelt, gefüttert und gelobt was das Zeug hält. Sonst pfeife ich bei Richtungswechsel und gehe weiter. Hauptsache, alle Wuffels sind da, wenn wir ins Auto steigen und bis jetzt waren immer alle da. Lächelnd und glücklich.
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RE: Abruf

#7 von Nina , 05.05.2012 13:46

Zitat von tsatuk

Nina, du hast dir einen HSH zugelegt .



Nix da! Schäferhundmix stand auf dem Etikett. Waschbar bei 30°C. Auffällig finde ich allerdings die riesigen Entfernungen, auf die Wolli Aktivitäten wahrnimmt. Da kann irgendwo am Horizont ein Spaziergänger auftauchen, Wolli behält den solange im Auge, bis der wieder weg ist. Ist da noch ein Hund dabei, dann leine ich ihn sofort an, denn ich kann nicht ausschließen, dass er hinlaufen und checken würde, was der will, auch wenn da ein paar hundert Meter zwischen liegen.


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RE: Abruf

#8 von Nina , 19.05.2012 12:49

So langsam kommt abrufmäßig wohl doch noch der Schäferhund durch. Inzwischen kann ich Wolli auch immer mal (wenn der Abstand groß genug wird) von seinen Schnüffelstellen abrufen. Bei Menschen- oder Hundesichtung kommt er allerding weiterhin wieder an die Leine.


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RE: Abruf

#9 von MrsMonster ( gelöscht ) , 08.07.2012 15:38

Hallo


Hab das gleiche Problem in Klein hier sitzen gehabt. Er stand auch immer ewig und drei Tage irgendwo rum und hat geschnüffelt. Er war zwar die erste Zeit an der Schleppleine, allerdings halte ich nichts davon, an dieser herum zu reißen nur um meinen Willen durch zu setzen.

Somit blieb mir der Weg, des ewigen "Hier" redens übrig. Ich bin auch immer in die Hocke gegangen (wenn er schon auf dem Weg zu mir war) und habe das Ganze dann noch mal positiv verstärkt. Zusätzlich heißt Fuß laufen bei uns aber auch "Hier". Das hat etwas damit zutun, das ich ihm das "Hier" auch Positiv beibringen möchte. Hier ist also Wir im gleichschritt. Und das hat so toll geklappt, das er mittlerweile sehr zuverlässig kommt. Ich rufe und er kommt direkt zu mir.

Aber, ich muss sagen, ich Leine bei fremden Hunden auch rechtzeitig an. Ich würde es da auch nicht riskieren wollen.

Also, wenn ich es nun richtig lese, geht es um einen älteren Hund?
Ich glaube, da würde ich aber auch nachsichtiger werden. Bis lang habe ich ältere Hunde immer ganz entspannt kennen gelernt. Die haben eben alle Zeit der Welt.

Vielleicht hat er die einfach?

MrsMonster

RE: Abruf

#10 von Nina , 09.07.2012 08:26

Ja Wolli ist schon so 10 - 12 Jahre alt. Aber er ist noch topfit und ein unglaublich cleveres Kerlchen, so dass ich denke, es gibt noch eine ganze Menge, was er lernen kann. Aber er hat halt auch seinen Dickkopf und da muß ich immer ein bißchen abwägen, wann der Dickkopf ins Spiel kommt und wann es etwas anderes ist. Inzwischen kann er tatsächlich sehr zügig auf Rückruf kommen, aber manchmal findet er es halt nicht soooo wichtig, was Frauchen da von ihm will. Da muß ich noch etwas mehr Motivation aufbauen.


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RE: Abruf

#11 von MrsMonster ( gelöscht ) , 09.07.2012 16:42

Und wie baust Du die Motivation auf, wenn ich Fragen darf?

MrsMonster

RE: Abruf

#12 von Nina , 09.07.2012 16:48

Zitat von MrsMonster im Beitrag #11
Und wie baust Du die Motivation auf, wenn ich Fragen darf?




Das ist bei Wolli sehr einfach. Er ist der verfressendste Hund der Welt. Für ein Stückchen Trockenfutter lässt er sich vom Reh abrufen. Hündinnenpipi ist schwieriger, da muß ich also etwas nachlegen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nur in der Futterskala nach oben gehen muß.


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RE: Abruf

#13 von MrsMonster ( gelöscht ) , 09.07.2012 17:32

Achso

Bis er Dich dazu kriegt, den Kasslerbraten vorzulegen

MrsMonster

RE: Abruf

#14 von Nina , 09.07.2012 19:48

Nee, wenn er einmal geschnallt hat, dass es sich lohnt, dann macht er das schon ganz zuverlässig. Da muß man nicht immer weiter steigern, im Gegenteil, man kann recht schnell die großen Belohnungen wieder abbauen.


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RE: Abruf

#15 von MrsMonster ( gelöscht ) , 10.07.2012 00:13

Das find ich aber toll.
Hört/Ließt man selten.

Wobei so ein schmucker Braten bestimmt auch was wäre

MrsMonster

   

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